Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA)
Die Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen e. V. (abgekürzt GEA, kurdisch Civaka Akadêmîkarên Êzîdîyan) ist ein seit dem 13.05.2013 beim Amtsgericht Essen eingetragener Verein. Die GEA ist eine parteipolitisch unabhängige Organisation, die sich der wissenschaftlichen Erforschung der ezidischen Religion, Kultur und Historie sowie der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation der Eziden in Kurdistan und der europäischen Diaspora widmet. Weltweit ist die GEA die größte ezidische AkademikerInnen Organisation.
1. Geschichte
Die GEA wurde während einer konstituierenden Sitzung am 17.11.2012 in Essen gegründet. Zuvor engagierten sich die Gründungsmitglieder im Rahmen eines nicht eingetragenen Vereins. Die GEA versteht sich als ein unabhängiges Forum für alle ezidischen AkademikerInnen und Studierende in Deutschland und der übrigen Welt. Die GEA hat seit ihrem Bestehen wissenschaftliche Fachkongresse veranstaltet und durch ihre Mitglieder vielfach Vorträge über die ezidische Religion und Gemeinschaft gehalten. Die GEA hat nach dem am 03.08.2014 vom sogenannten Islamischen Staat (IS) begonnenen Völkermord an den Eziden im Nordirak zahlreiche Hilfsprojekte zur Unterstützung von ezidischen Flüchtlingen initiiert oder unterstützt.
2. Namensgebung
Die GEA hat bei ihrer Namensgebung auf die im deutschsprachigen Raum verbreitete Schreibweise „Yeziden“ bzw. neuerdings „Jesiden“ verzichtet und stattdessen die von der überwiegenden Mehrheit der Eziden gebrauchte Schreibweise gewählt, weil diese sich an der kurdischen Selbstbezeichnung orientiert („Êzîdî“, „Ezda“ oder „Ezdayî“; „Ezda“ bedeutet im Kurdischen: „Der, der mich erschaffen hat“). Die GEA wendet sich damit auch bewusst gegen den teilweise bis heute bestehenden Irrglauben, dass die Eziden Verehrer oder Anhänger des umayyadischen Kalifen Yazid ibn Mu’awiya (644-683 n. Chr.) seien. Da dieser bei Schiiten verhasst ist und auch bei Sunniten einen schlechten Leumund genießt, wurde die angebliche Verehrung Yazids durch die Eziden in der Vergangenheit vielfach als Grund angeführt, um Strafexpeditionen und Repressionen gegen diese zu legitimieren. Es gibt jedoch weder in den historisch überlieferten schriftlichen Quellen noch in den auf oraler Tradition basierenden religiösen Texten der Eziden (qewls) stichhaltige Beweise für eine Verbindung zwischen den Eziden und dem Umayyaden-Kalifen. Der damit einhergehende Versuch, die Eziden als Spielart oder Sekte des Islam zu etikettieren, muss daher entschieden zurückgewiesen werden.
3. Ziele
Ein zentrales satzungsmäßiges Ziel des Vereins ist die grenzüberschreitende und interdisziplinäre wissenschaftliche Zusammenarbeit. Diesem Zweck dient die Erforschung des Ezidentums mit seinen Bezügen zur Religionswissenschaft, Ethnologie, Soziologie sowie Kultur- und Geistesgeschichte. Von besonderer Bedeutung sind für die GEA ferner die Förderung der interkulturellen Verständigung, der Menschenrechte, der Frauen- und Jugendarbeit sowie die Pflege der ezidischen Kultur und des ezidischen Glaubens[1].
4. Aktivitäten
4.1 Wissenschaftliche Konferenzen
In der Zeit vom 23. bis 24.06.2012 veranstaltete die GEA – als noch nicht eingetragener Verein – ihre erste internationale Konferenz mit dem Leitthema „Eziden in der Diaspora: Herausforderungen und Perspektiven“ im Neuen Rathaus in Bielefeld. Die Konferenz, an der namhafte Forscher aus dem In- und Ausland teilnahmen, beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit Fragen der politischen Situation der Eziden in deren Herkunftsstaaten sowie den Transformationsprozessen in der Diaspora.
Vom 04. bis 05.10.2014 veranstaltete die GEA mit der Unterstützung der Stadt Bielefeld sowie der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ihre zweite internationale Konferenz unter dem Titel „Eziden und das Ezidentum im Transformationsprozess: gestern, heute, morgen“[2]. Die Fachtagung beschäftigte sich v.a. mit den religionshistorischen Wurzeln der ezidischen Religion, den Transformationsprozessen in der Diaspora sowie mit den politischen, humanitären und ökonomischen Folgen des vom IS verübten Völkermords an den Eziden im Nordirak seit dem 03.08.2014[3]. Auf der Konferenz wurden GEA-Ehrenpreise an den ehemaligen nordrhein-westfälischen Innenminister Dr. Herbert Schnoor sowie posthum an den Religionswissenschaftler und Orientalisten Prof. Dr. Dr. Gernot Wießner verliehen. Mit den GEA-Ehrenpreisen werden Persönlichkeiten gewürdigt, die sich in besonders herausragender Weise um das Ezidentum und die Eziden verdient gemacht haben.
4.2 Forschungstätigkeit und Öffentlichkeitsarbeit
Der derzeitige Vorsitzende der GEA und Forschungsleiter der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Duisburg-Essen, PD Dr. Sefik Tagay, hat zusammen mit einer internationalen Wissenschaftsgruppe das „Ezidische Identitäts-Inventar (EZI)“[4]entwickelt. Mit dem EZI liegt erstmals und weltweit ein Verfahren zur mehrdimensionalen Messung der ezidischen Identität vor. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wird untersucht, wie Identität, Migration und Gesundheit zusammenhängen.
Auf Anfragen von diversen Stellen wie Universitäten, politischen Parteien[5], wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Kirchen[6][7], Vereinen[8][9]und Kommunen[10]haben GEA-Mitglieder seit Gründung der Gesellschaft zahlreiche Vorträge über die ezidische Religion und Gemeinschaft gehalten. Mit diesen Vorträgen wurde ein wichtiger Beitrag dazu geleistet, fundiert und kompetent über die Eziden und ihre Religion aufzuklären und etwaige Vorurteile auszuräumen. Die GEA ist daher vielfach erster Ansprechpartner für Wissenschaft, Medien[11][12]und Politik beim Thema Ezidentum.
4.3 Humanitärer Einsatz
Seit dem Völkermord an den Eziden im Nordirak hat sich die GEA an zahlreichen Hilfsprojekten beteiligt oder diese selbst geleitet. So wurden etwa im Oktober 2014 in Kooperation mit dem Medikamenten-Hilfswerk „action medeor“ viereinhalb Tonnen Medikamente im Wert von mindestens 500.000,00 EUR an die Flüchtlinge im Nordirak verschickt[13]. Im Jahreswechsel 2014/2015 erfolgte eine durch die GEA und die deutsch-kurdische Hilfsorganisation „Sarmasik Efeu“ initiierte Lieferung hochwertiger Babynahrung im Wert von 50.000,00 EUR für Flüchtlingsbabys aus Shingal und Kobane[14][15].
5. Weblinks
- Website der GEA: http://www.gea-ev.net/
- Facebook-Seite der GEA: https://www.facebook.com/gea.ev
WESTFALEN-BLATT
Mi. 06.05.2015
GIESSENER-ALLGEMEINE
16.02.2015
EZIDEN-WESEL
5. Februar 2015
SARMASIK-EFEU EUROPA e.V.
4. http://sarmasikefeu.de/babynahrung-fuer-fluechtlingsbabys-aus-sengal-und-kobane/
22/12/2014
TAGESSCHAU
5. http://www.tagesschau.de/ausland/is-geiseln-101.html
26.11.2014
GEA
6. https://de-de.facebook.com/gea.ev/posts/635086523270614
31.10.2014
WESTFALEN-BLATT
06.10.2014
GEA
8. Vgl. das Programmheft sowie die Abschlussbesprechung der Konferenz unter http://www.gea-ev.net/wissenschaft-forschung/gea-konferenz/
04.-05.10.2014
Westfälische Nachrichten
Di., 23.09.2014
KIRCHENSITE
17.09.2014
FOCUS ONLINE
Fr. 15.08.2014
GEA
12. http://www.gea-ev.net/wissenschaft-forschung/ezi/
20.04.2013
GEA
13. http://www.gea-ev.net/über-die-gea/satzung-der-gea/
17.11.2012
Vereinsgründung der Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA)
Am 17.11.2012 haben ezidische AkademikerInnen und Studierende in Essen die Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA) gegründet. Die Gründungsmitglieder kommen aus dem gesamten Bundesgebiet.
In Deutschland leben derzeit schätzungsweise 100.000 Eziden aus allen Teilen Kurdistans. Weltweit wird die Zahl der Eziden auf rund eine Million geschätzt. Das Ezidentum gehört mit zu den ältesten Religionen der Welt und ist existentiell bedroht.
Ein zentrales Ziel des Vereins ist die grenzüberschreitende und interdisziplinäre wissenschaftliche Zusammenarbeit. Diesem Zweck dient die Erforschung und Förderung des Ezidentums mit seinen Bezügen zur Religionswissenschaft, Ethnologie, Soziologie sowie Kultur- und Geistesgeschichte, um die nachhaltige Existenz des Ezidentums zu sichern. Von besonderer Bedeutung ist die Förderung der Jugendarbeit, die zur Stärkung der ezidischen Identität, sowie dem Aufbau und der Unterstützung von Eigenverantwortlichkeit und Selbständigkeit beiträgt. Die GEA strebt zudem eine enge Zusammenarbeit mit ezidischen und nicht-ezidischen Gemeinden und Organisationen an. Sie ist politisch unabhängig und gehört keiner Parteirichtung an. (Siehe auch Satzung der GEA im Detail)